Das verlorene Paradies

Das verlorene Paradies

Noch in den Neunziger Jahren war die Inselgruppe Koh Phi Phi eine der nahezu unberührten Perlen der Inselwelt vor der Westküste Thailands. Wer damals als Backpacker das Land bereiste, bekam mit ein wenig Glück den Ratschlag, sich auf das Abenteuer einzulassen, mit einem der von Krabi losfahrenden Lastenboote mitzutrampen. So erzählte es mir ein älterer Reisender, den ich in Koh Lanta traf, einer naheliegenden Insel. Dabei zeigte mit seinem Finger auf das am Horizont gut erkennbare Eiland, das mit seinen vielen steil in die Höhe ragenden Kalksteinfelsen extrem einladend wirkte. Doch mehrere Touristen und Einheimische auf Ko Lanta beteuerten mir, dass seit dem Hollywoodfilm „The Beach“ nur noch wenig von der einstigen Schönheit zu genießen sei. Seit dem Jahr der Austrahlung des Films, seien aus aller Welt abenteuerlustige Touristen in das Paradies gestömt und haben es nach und nach zerstört. Auf der besiedelten Insel Ko Phi Phi Don seien unzählige Resorts sowie Bars, Diskoteken und Restaurants für die Massen entstanden. Noch stärker habe jedoch die unbewohnte Nebeninsel gelitten, auf der täglich bis zu 7000 Touristen landeten, um die aus dem Filmstreifen bekannte Maya Bay zu bewundern. Dort seien bereits die Korallen zu Bruch gegangen, die Tierwelt verschwunden und eine Menge Plastikmüll haben das traumhafte Fleckchen Erde verschandelt. Nachdem ich diese schreckliche Geschichte über Koh Phi Phi gehört hatte, beschloss ich, es bei dem schönen Anblick aus der Ferne zu belassen und weiter in Richtung Norden zu reisen …

Koh Lanta (Thailand), Oktober 2013