Kalu das Kamel

Kalu das Kamel

Von der Oasenstadt Jaisalmer in Rajastan aus fuhr ich mit drei anderen Reisenden und zwei Führern in die nahe gelegene Wüste Thar, wo uns fernab jeglicher Zivilisation eine Gruppe von Kamelen erwartete. Ohne zu zögern wählte ich ein Kamel als mein Transportmittel, das mir durch sein schönes dunkles Fell und seinen sympathischen Blick auffiel. Auf diesem freundlichen Kamel mit dem Namen Kalu (Hindi für „schwarz“) konnte ich beim Anblick der stillen, endlosen Wüstenlandschaft für mehrere Stunden in einen meditativen Zustand verfallen, der mich in aller Ruhe die vergangenen neun Monate meiner Weltreise Revue passieren ließ. Als ich am nächsten Morgen unter freiem Himmel in meinem Schlafsack erwachte, sah ich die Sonne direkt zwischen den Beinen meines neuen Freundes aufgehen. So perfekt dieser Anblick auch war, so unendlich leid tat mir Kalu im gleichen Moment, denn der Kameltreiber hatte ihm eines seiner Beine abgebunden – eine Maßnahme, die ich für absolut unnötig hielt. Dieses wunderbare Tier hätte mich schließlich nie verlassen, ohne sich zu verabschieden.

Thar Wüste, Jaisalmer (Indien), April 2014