Flussüberquerung

Flussüberquerung

Manchmal tut es mir gut, eine wacklige Brücke zu überqueren. Da ist zunächst der Nervenkitzel und eine Vielzahl an Fragen, die mir durch den Kopf gehen: Traue ich mich, oder doch nicht? Halten mich die Drahtseile, wenn die Planken brechen? Was könnte mir alles passieren, wenn ich abstürze? Wie tief und wie kalt ist wohl der Fluss? Findet mich jemand, wenn ich unten verletzt am Flussufer liege? … Schon bald habe ich mich so lange mit dem Ort beschäftigt, dass es fast absurd wäre, das Abenteuer nicht zu wagen – also gehe ich rüber. Bei der Überquerung werden meine Sinne ganz scharf. Ich beobachte die Bewegungen meines Körpers und jede Reaktion, die mir die klapprige Brücke entgegenbringt. Ans Umkehren denke ich nicht mehr, das Ziel ist gesetzt. Und schließlich wird es erreicht. Warum das ganze so guttut? Ich habe meine anfänglichen Zweifel überwunden, die eigene Komfortzone verlassen, mich irgendwie stark gefühlt. Und währenddessen ist mir klar geworden, wie paradiesisch dieser Ort ist: Die alte Brücke, der türkisfarbene Fluss und dessen gewaltiges Rauschen.

El Bolsón (Argentinien), Dezember 2017