Weiße Schönheit

Den großen Sehenswürdigkeiten der Welt nähere ich mich meist mit gemischten Gefühlen. Einerseits freue ich mich darauf, einen weltberühmten Ort endlich mit eigenen Augen zu sehen, andererseits kenne ich auch die Schattenseiten, die solch beliebte Lokalitäten besitzen. Als ich in der indischen Kleinstadt Agra ankam, in deren Zentrum sich das weltbekannte Taj Mahal befindet, wurde meine Vorfreude zunächst strak gedämpft. Alles war für die Massen hergerichtet: Die Stadt hatte keinerlei Charme, die Pension war unpersönlich kühl und das Essen fad und teuer. Erst als ich am nächsten Tag das Torgebäude zu dem ummauerten Taj Mahal betrat und durch den Torbogen das weiße Marmormausoleum zum ersten Mal in voller Pracht vor mir sah, hatte ich keinen Zweifel mehr daran, dass sich der Umweg gelohnt hatte.

Agra (Indien), April 2014