Schlafender Vulkan

Schlafender Vulkan

Vor meiner letzten Reise durch Zentralamerika las ich überall im Internet, dass man auf keinen Fall durch Nicaragua reisen dürfe. Im Jahr zuvor waren hunderte von Menschen bei Demonstrationen gegen die Politik des Präsidenten Ortega getötet worden, und die Proteststimmung im Land schien keineswegs gestillt worden zu sein. Als ich mich dem Land von Süden her annäherte traf ich auf mehrere Reisende, die zuvor problemlos durchgereist waren. So überquerte ich rund neun Monate nach den blutigen Ausschreitungen von Costa Rica aus die Grenze und fand ein äußerst friedlich wirkendes Land ohne Touristen vor, in dem die Menschen sehr zufrieden über meine Anwesenheit zu sein schienen. Auf der Isla de Ometepe, einer Insel inmitten des tiefblauen Nicaraguasees, genoss ich die Stille, die Natur und vor allem die wunderbare Aussicht auf den perfekten Kegel des Vulkans Concepción. Von der Hauptstadt Managua hielt ich mich fern, doch auch in den restlichen Landesteilen erzählten mir die Menschen von den schrecklichen Vorkommnissen, die die brutale Regierung zu verantworten hatte. Trotzdem wurde Nicaragua während dieser Reisewochen zu einem meiner liebsten Länder in Lateinamerika.

Isla de Ometepe (Nicaragua), April 2019